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MAN startet mit Partnern das EBSF-Projekt in Budapest *
13.04.2011 - 01:00

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MAN startet mit Partnern das EBSF-Projekt in Budapest
Innovativer MAN Lion’s City GL Gelenkbus nimmt im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes „European Bus System of the Future“ (EBSF) den Erprobungsbetrieb in der ungarischen Hauptstadt Budapest auf.


MAN Truck & Bus hat im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes „European Bus System of the Future“ (EBSF) einen Stadtbus vom Typ Lion’s City GL an die Budapester Verkehrsbetriebe übergeben. Der so genannte EBSF-Demonstrator, ein MAN Gelenkbus mit innovativer, fahrgastfreudlicher Gestaltung des Innenraums, wird einen mehrmonatigen Probebetrieb in der ungarischen Hauptstadt absolvieren. Ziel ist es, weitere Erkenntnisse für die zukünftige Gestaltung effizienter, ökologischer und attraktiver Bussysteme in Städten zu gewinnen. Der MAN Lion’s City GL kommt für mehrere Monate auf einer innerstädtischen Linie zum Einsatz, die sich durch ein besonders hohes Passagieraufkommen auszeichnet. Entsprechend wurde der 18,75 Meter lange MAN Gelenkbus so konzipiert, dass selbst bei hohen Passagierzahlen ein zügiger Fahrgastfluss und somit kurze Haltezeiten gewährleistet sind. So ist der Lion’s City GL erstmals mit fünf breiten Einstiegstüren ausgestattet und der Innenraum für einen hohen Fahrgastfluss optimiert. Im Vorderwagen wurde zudem eine flexible Anordnung von Sitzgelegenheiten ermöglicht.

Besondere Berücksichtigung finden dabei die Ansprüche von Personen mit eingeschränkter Mobilität und Wahrnehmungsfähigkeit, ältere Mitbürger sowie Frauen und Kinder. Mit Hilfe weiterer Ausstattungsfeatures wurde beispielsweise die Fahrgastinformation weiter optimiert sowie Komfort und Sicherheit für die Passagiere erhöht. Die Stadt Budapest bietet für die Erprobung neuer Technologien des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Praxisbetrieb beste Voraussetzungen. Partner neben MAN und den Budapest Transport Closely Held Corporation Ltd (BKV) ist die ungarische Firma Vultron, die für die Informationstechnologie an den Haltestellen und im Bus verantwortlich zeichnet.


Fünf breite Türen am MAN Lion’s City GL, der im Rahmen des EBSF-Projektes in Budapest fährt, ermöglichen schnellen Fahrgastwechsel an den Haltestellen.

Europäisches Forschungsprojekt EBSF

Das Projekt European Bus System of the Future (EBSF) ist das bislang größte straßengebundene Verkehrsprojekt der Europäischen Kommission mit dem Ziel, die Planung und Entwicklung eines innovativen, qualitativ hochwertigen und deshalb attraktiven Bussystem für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Städten zu fördern. Als einer der führenden europäischen Hersteller von Stadtbussen legt MAN Truck & Bus großen Wert darauf, bei der Optimierung der ÖPNV-Systeme für die Zukunft eine bedeutende Rolle einzunehmen.

Das EBSF-Projekt unter Führung der International Association of Public Transport (UITP) gliedert sich in verschiedene Teilprojekte, bei denen in sieben europäischen Städten unterschiedliche Entwicklungsansätze und -optionen im realen Praxiseinsatz erprobt werden. Hierzu zählen Optimierungen des Fahrerarbeitsplatzes, die Implementierung von neuen Verkehrsleit- und Passagierinformationssystemen, Erhöhung von Fahrgastkapazität und Fahrgastfluss sowie der Schonung von Umwelt und Energieressourcen. MAN Truck & Bus ist in den Teilprojekten engagiert, bei denen die Erhöhung des Fahrgastflusses bei großen Passagierzahlen und die Verbesserung ihrer Beförderung im Vordergrund stehen.

Der MAN Lion’s City GL im EBSF-Projekt

Die Basis für den EBSF-Demonstrator stellt ein 18,75 Meter langer Gelenkbus MAN Lion’s City GL dar. Für das Forschungsprojekt wurde der Bus mit insgesamt fünf, jeweils 1,25 Meter breiten, voll verglasten, doppelflügeligen Innenschwenktüren ausgestattet. Üblich sind sonst drei oder vier Einstiege bei Gelenkzügen. Im EBSF-Bus kommt eine neue Türengeneration zur Erprobung zum Einsatz, die über einen optimierten elektrischen Antrieb verfügt, der im Kopf der Drehsäule angeordnet ist. Das spart Platz im Einbau, vermeidet eine aufwändige Mechanik und damit Gewicht und verringert den Wartungsaufwand. Für die Minderung der Standzeiten an den Haltstellen sprechen die kurzen Schließ- und Öffnungszeiten dieses Türmodells.




Der Passagierraum des EBSF-Busses wurde konsequent auf einen optimalen Fahrgastfluss, Flexibilität und Komfort für die Fahrgäste ausgelegt. Grundlage dafür waren wissenschaftliche Untersuchungen in Form von Simulationen, die das spanische „Centro de Estudios e Investigationes Técnicas de Gipuzkoa“ und das deutsche „Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme“ zum Projekt beisteuerten. Der EBSF-Bus bietet 39 Sitzplätze und maximal 118 Stehplätze und somit zwölf Plätze mehr als ein konventionell ausgestatteter MAN Lion’s City GL. Um die Kapazitäten dem jeweiligen Fahrgastaufkommen flexibel anpassen zu können, sind im Vorderwagen sieben klappbare Sitze untergebracht, die der Fahrer je nach Fahrgastaufkommen mittels Taste am Armaturenbrett zum Sitzen frei geben oder aber sperren kann. Damit kann ein großzügiger Stehbereich für einen effizienten Fahrgastwechsel an den Haltestellen zur Verfügung gestellt werden. Ein optisches Signal am Sitz zeigt dem Fahrgast an, ob der Sitz frei oder gesperrt ist. Der Motorwagen bietet eine weitgehend konventionelle Bestuhlung mit vier Plätzen je Reihe.

Im vorderen Fahrzeugbereich ist gegenüber der mittleren Türe Platz für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen vorgesehen. Gepolsterte Lehnen bieten den Begleitpersonen einen bequemen Stehplatz. Für den leichteren Zugang zu diesem Bereich lässt sich an dieser Türe durch den Fahrer mechanisch eine Rampe ausklappen, die den Höhenunterschied sowie den Spalt zur Haltestelle überbrückt. Darüber hinaus verfügt der MAN Lion’s City GL über eine „Kneeling“-Funktion, mit dem die rechte Fahrzeugseite pneumatisch abgesenkt und die Einstiegshöhe von 32 auf 24 Zentimeter abgesenkt werden kann.
Wenn der Vorderwagen des MAN Lion’s City GL stark belegt ist, sind die sieben Klappsitze im EBSF-Demonstrator blockiert, um einen grosszuegigen Stehbereich anzubieten.

Damit wird besonders Personen mit Mobilitätseinschränkungen der Einstieg wesentlich erleichtert.

Eine ausgefeilte 3D-Personenzählanlage erfasst an den Türen den Fahrgastfluss. Sie ist dabei in der Lage zwischen Kindern und Erwachsenen zu unterscheiden. Diese Daten liefern einen wesentlichen Beitrag zur Erprobung des Busses im Rahmen des EBSF-Projektes.

Optimale Fahrgastinformationen

Im Bus fallen im vorderen Teil des Vorderwagens sowie an der Rückwand des Motorwagens LED-Anzeigenfelder auf, die fast die gesamte Breite des Fahrzeuges einnehmen. Auf ihnen werden die Fahrgäste beispielsweise über die nächste Haltestelle informiert. Zwei 17 Zoll große WideScreen 16:10-TFT-Bildschirme, die in der Mitte des Busses nahe dem Drehgelenk angebracht sind, können die Fahrgäste weitere Informations- und Unterhaltungsangebote wahrnehmen.


Ein breites LED-Anzeigenfeld informiert in dem EBSF-Demonstrator von MAN die Fahrgäste.

Umfangreiche Sicherheitsfeatures

Ein Bündel an Ausstattungsfeatures im EBSF-Bus trägt zur Sicherheit der Passagiere bei. Ein dichtes Netz von auffällig grün gefärbten Haltestangen stellt sicher, dass jeder Fahrgast an seinem Stehplatz sowie beim Gang zu einem freien Sitzplatz oder zu den Ausstiegstüren einen sicheren Halt in Griffnähe findet. An den Innenschwenktüren erfassen vertikal eingebaute Lichtschranken, ob sich Personen oder Gegenstände im Öffnungs- oder Schließbereich der Türflügel befinden und verhindern damit Gefährdungen oder Einklemmungen. Zudem überträgt eine Videoanlage die Bilder aus dem Innenraum und besonders aus den Türbereichen auf zwei 6,5 Zoll große Bildschirme, die oberhalb des Fahrerarbeitsplatzes angeordnet sind.


Eine Videoanlage im EBSF-Demonstrator von MAN überträgt Bilder aus dem Innenraum auf Bildschirme beim Fahrer.

Der transluzente Faltenbalg im EBSF-Demonstrator bringt Licht und eine freundliche Atmosphaere in den MAN Lion’s City GL.
Der Fahrer des MAN Lion’s City GL sitzt geschützt hinter einer großflächig verglasten Trennwand.

Großen Anteil an einem optimierten Fahrgastfluss innerhalb des Busses wird dem transluzenten Faltenbalg zugerechnet. Er bringt Licht und eine freundliche Atmosphäre in den Bus. Dem bei konventionellen Gelenkbussen eher dunkel empfundenen Durchgang über dem Drehgelenk wird durch den Lichteinfall entgegengewirkt. Damit entfällt ein Hemmnis für viele Fahrgäste, sich gleichmäßig im Innenraum des Busses zu verteilen.

Den Fahrerarbeitsplatz umgibt eine großflächig verglaste Trennwand zum Innenraum. Hierbei steht der Schutz des Fahrers im Vordergrund – ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Im Motorraum ist eine Feuerlöschanlage eingebaut, die bei Brandausbruch eine Warnmeldung an den Fahrer sendet und sofort das Feuer bekämpft.


Wirtschaftliches Antriebssystem

Für den Antrieb des Lion’s City GL sorgt ein umweltfreundlicher 320 PS (235 kW) starker Sechszylinder-Dieselmotor. Der liegend eingebaute Motor aus der bewährten D20 Common Rail-Motorenbaureihe weist einen Hubraum von 10,5 Litern auf und erfüllt den derzeit strengsten Emissionsstandard EEV (Enhanced Environmentally Friendly Vehicle). Der Bus ist mit einem elektronisch überwachten CRTec®-Partikelfilter (Continuously Regenerating Trap) ausgerüstet. Damit liefert MAN einen nachhaltigen Beitrag zur Reduzierung von Feinstäuben in der Stadt.

Gekoppelt ist der Motor mit dem Voith DIWA Viergang-Automatikgetriebe. Dessen topografische Effizienzsoftware SensoTop trägt zu einer Verbrauchsreduzierung von rund drei Prozent bei. Dabei erkennt das System Steigungen und Gefälle und passt die Schaltpunkte stufenlos an. Für den Fahrgast unangenehme Pendelschaltungen vermeidet das Schaltprogramm durch die Auswertung von Geländeneigung und Fahrzeugbeschleunigung. In dem EBSF-Bus kommt zudem ein neuer, noch effizienterer Klimakompressor zum Einsatz. Bei gleicher Leistung weist er ein geringeres Eigengewicht als die bislang üblicherweise verbauten Kompressoren auf. Diese Gewichtseinsparung kommt wiederum der Nutzlast zu Gute.


Die Erprobung in Budapest

Die mehrmonatige Erprobung des Demonstrator-Fahrzeugs von MAN findet auf der elf Kilometer langen Innenstadtlinie Nummer 86 in Budapest statt. Ihre Streckenführung und die hohe Fahrgastbelegung bieten beste Möglichkeiten, das zukunftsweisende Konzept in der Praxis zu erproben. Auf der Strecke liegen 46 Haltestellen. Damit stellt sie den Anschluss an die beiden wichtigsten Straßenbahnstrecken sowie einer Metrolinie dar. Etwa 26.000 Fahrgäste nutzen jeden Werktag die Linie 86 je Richtung. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der derzeit eingesetzten Fahrzeugflotte wird von der BKV mit 20 km/h angegeben, die bei hoher Verkehrsdichte auf 15 km/h absinken kann. Daher sind ein schneller Fahrgastfluss und damit kurze Standzeiten an den Haltestellen ein wichtiger Beitrag, um die Durchlaufzeit je Fahrtstrecke zu verringern. Kürzere Fahrtzeiten erhöhen die Anzahl der Umläufe je Tag und optimieren damit das Angebot für den Nutzer.


Technische Daten zum EBSF-Bus von MAN

Modell:MAN Lion’s City GL
Länge:18.750 mm
Breite:2.500 mm
Höhe:2.880 mm
Wendekreis:24.428 mm
Radstand:5875 mm Vorderwagen
6770 mm Motorwagen
Fußbodenhöhe:370 mm zwischen Türe 1 und 5
425 mm im Drehgelenk
Einstiegshöhe:320 mm
Motor:MAN D20 CommonRail in MAN PURE DIESEL®-Technologie mit variabler Abgasrückführung, doppelter Turboaufladung mit Zwischenkühlung und elektronisch überwachtem CRTec® – Partikelfilter.
Einbau:im Heck links liegend
Hubraum:10.518 cm³
Leistung:253 kW / 320 PS bei 1900 U/min
Maximales Drehmoment:1600 Nm bei 1000 – 1400 U/min
Getriebe:4-Gang-Automatik Voith D 864.5 mit Effizienzsoftware SensoTop und integriertem Retarder
Antriebsachse:MAN-ZF-Portalachse mit nach links versetztem Mittenantrieb
Federung:Rollbalg-Luftfederung mit 2 Bälgen (Vorderachse) und 4 Bälgen (Mittelachse, Hinterachse)
Kneeling-Funktion Absenkung 80 mm
Bereifung:275/70 R 22,5
Heizung:5 Unterstuhl-Gebläseheizkörper Heizleistung 4,9 kW
1 Wandgebläseheizkörper Heizleistung 7,5 kW
Kraftstoffbehälter:350 l Diesel
Kapazität:39 Sitze + 1 Fahrer
7 Klappsitze
max. 118 Stehplätze


Fotos und Text:
MAN Truck & Bus AG


admin


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