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Neuer Mercedes-Benz-Hybridbus im Praxistest
28.11.2009 - 01:00

Neuer Mercedes-Benz-Hybridbus im Praxistest
  • Mit Hybridantrieb elektrisch auf der Straße unterwegs
  • 20% bis 30% weniger Dieselverbrauch und CO2-Emission
  • Abgasfrei und fast geräuschlos auf Streckenteilen
  • Weltweit eine der größten Lithium-Ionen-Batterien im Fahrzeug-Einsatz


Mercedes-Benz Citaro G BlueTec Hybrid

Er kommt fast geräuschlos an die Haltestelle und ohne das erwartete Motorbrummen fährt er nach dem Stop auf der Linie über mehrere Halte­stellen genauso weiter. Wenn Fahrgäste demnächst über dieses Erlebnis berichten, dann dürften sie mit dem Mercedes-Benz Citaro G BlueTec Hybrid unter­wegs gewesen sein.
Dabei handelt es sich um den bislang einzigen Hybrid­bus, der Streckenanteile rein elektrisch ohne Diesel­motor fahren kann. Den neuen Mercedes-Benz BlueTec Hybrid treiben elektrische Rad­nabenmotoren an, die ihren Strom aus einer der weltweit größten Lithium-Ionen Batterien im mobilen Einsatz beziehen. Dieser Strom wird über Bremsvorgänge wie beispielsweise bei Gefällefahrten gewonnen und kann bei Bedarf auch über einen Generator erzeugt werden, der durch einen für diese Fahrzeugklasse vergleichs­weise kleinen Dieselmotor ange­trieben wird. Experten sprechen bei diesem Konzept von einem seriellen Hybrid­antrieb.

HighTec in bewährtem Fahrzeugkonzept

Dieses technologisch anspruchsvolle dieselelektrische Hybrid-Konzept ist im bewährten Gelenkzug der weltweit erfolgreichsten Stadtbusfamilie Mercedes-Benz Citaro realisiert. Äußerlich ist kein Unterschied zum herkömmlichen Dieselbus zu sehen, sieht man vom höheren Dachaufbau für die Batterie ab. Im Fahrzeuginnern trifft man als Fahrgast ebenfalls nur auf Bekanntes. Platz für rund 160 Personen, davon 50 Sitzplätze in bekannter Ausführung der Verkehrs­betriebe. Der Unterschied kommt beim Fahren. Fast lautlos und ruckfrei, aber sehr zügig beschleunigen die vier Elektromotoren den 18 Meter langen Omnibus. Sie sind direkt in den Rad­naben der mittleren und der hinteren Achse eingebaut und bringen zusammen 320 kW Antriebsleistung. Diese Elektromotoren werden aber auch zum Bremsen verwendet. Sie wirken dann wie Generatoren oder der vom Fahrrad her bekannte Dynamo und wandeln die Bremsenergie in elektri­schen Strom für die Batterie um. Wenn die Batterie zusätzlichen Bedarf meldet, springt auto­matisch auch der Dieselmotor an, um zusätzlich Strom zu erzeugen. Im Vergleich zu einem reinen Dieselbus ist der Ver­brennungsmotor insgesamt nur halb so groß, mit nur 450 kg statt 1000 kg und nur 4,8 Liter statt zwölf Liter Hubraum. Seine Leistung liegt mit 160 kW um circa ein Drittel niedriger.

Eine der weltweit größten Lithium-Ionen Batterien im Fahrzeug

Als Energiespeicher wird im neuen Mercedes-Benz Citaro G BlueTec Hybrid eine Lithium-Ionen Batterie in einer Leistungskategorie verwendet, die es bisher in dieser Größenordnung noch nicht gab. Das Batteriesystem leistet max. 240 kW und ist mit einem Gewicht von weniger als 350 kg vergleichsweise leicht. Wesent­liche Vorteile gegenüber herkömmlichen Batteriesystemen sind die höhere Energie­dichte verbunden mit hoher Speicherkapazität und geringem Eigen­gewicht. Zum Vergleich: Vor drei Jahrzehnten hatten Erprobungsbusse mit Hybrid-Antrieb in Stuttgart noch 3000 kg Blei-Akkus an Bord.

Lithium-Ionen Batterien kamen erstmals 1991 kommerziell auf den Markt. Heute nutzt sie fast jeder überall dort, wo es auf hohen Energiebedarf und geringes Gewicht ankommt: Mobiltelefone, Digitalkameras, Camcorder, Notebooks etc. In Großfahrzeugen wie Personenwagen, Lkw und Omnibussen sind sie noch relativ neu. Daimler hat mit Lithium-Ionen Batterien in Omnibussen schon Erfahrung. Mehr als 500 der insgesamt 2500 Hybrid Busse von Orion, eine Marke der Daimler AG in USA und Weltmarktführer bei Hybrid-Bussen, fahren mit Lithium-Ionen Batterien des selben Herstellers, der auch das Batteriesystem für den neuen Mercedes-Benz Citaro G BlueTec Hybrid liefert. Dieses bringt eine Leistung die etwa der Batterieleistung von etwa 9.000 großen Laptop-Akkus entspricht.

Konzept auf dem Weg zur Serie

Die Entwicklung des Mercedes-Benz Citaro G BlueTec begann 2006 im Projekt „Hybob“, in welchem die EvoBus GmbH, das ika (Institut für Kraftfahrzeuge RWTH AachenUniversity) und die SSB (Stuttgarter Straßenbahnen AG) Projekt­partner sind. Gefördert wird das Projekt vom BMWI (Bundes­ministerium für Wirschaft und Technologie). Das Ergebnis ist jetzt ein zukunftssicheres Konzept für Elektro­mobiliät im öffentlichen Personennahverkehr, das im Gegensatz zu den vereinzelt anzutreffenden Individuallösungen das Potenzial für ein zukünfti­ges Serienfahrzeug zeigt. Mit seinem innovativen Antriebskonzept ist er in der Lage mehrere Kilometer am Stück rein elektrisch zu fahren. Daimler und an der Erprobung beteiligte Verkehrsbetriebe erhalten deshalb vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent­wick­lung (BMVBS) eine Förderung für die Entwicklung, Erprobung und den Test­ein­satz einer ersten Kleinflotte von Dieselhybrid-Stadtbussen mit Elektro-Fahr­fähig­keit. Im kommmenden Jahr wird Daimler rund 30 Citaro G BlueTec-Hybrid­busse in ausgewählten Städten, den sogenannten Modellregionen testen. Anhand unter­schiedlicher Topografien und Geschwindigkeitsprofilen sollen die Hybrid­busse ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen. Bereits im März dieses Jahres haben 250 Experten aus europäi­schen Verkehrsbetrieben erstmals den Mercedes-Benz Gelenkbus Citaro G BlueTec Hybrid im Fahrbetrieb live erlebt. Der neue Omnibus wurde umfangreich im internen Versuchsbetrieb getestet. Dabei hat das Fahr­zeug auch eine mehr­wöchige Wintererprobung am Polarkreis unter härtes­ten Einsatzbedingungen erfolgreich absolviert. Das erste Fahrzeug geht im Dezember 2009 zur Erprobung in den Linienverkehr der Stuttgarter Straßen­bahnen AG (SSB), weitere Fahrzeuge werden Ende 2009 nach Rotterdam geliefert.


Mercedes-Benz Citaro G BlueTec Hybrid


Fotos und Text:
Daimler AG


admin


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