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MAN 420 HOC 1 und HOC 2
17.08.2010 - 15:28

MAN 420 HOC 1 und HOC 2


MAN 420 HOC 1 mit Aufbau von Drögmöller, Heilbronn

Im Jahre 1954 brachte MAN eine neue geräuscharme Motoren-Generation heraus. Diese Motoren arbeiteten nach dem Mittenkugel-Brennverfahren, bei dem anstelle des zerstäubten flüssigen Kraftstoffes verdampfter Kraftstoff mit Luft gemischt in die Brennkammer eingebracht wird. Folgedessen wurden diese Motoren M-Motoren genannt.

Als erstes Modell erschien als Weiterentwicklung des MKH 4 der neue Typ 530 HOC 1 (HOC = Heck-Omnibus-Chassis). Mit diesem Modell ging es bei MAN, aufbautechnisch gesehen, wieder einen Schritt zurück. Die bisherige selbsttragende Konstruktion der Heckmotor-Busse wurde wieder aufgegeben und die Baureihe MKH 2 wurde eingestellt. Parallel zu dem 530 HOC 1 mit 130 PS Motor wurde auch noch der 558 HOC 1 mit einem 158 PS Motor angeboten.

1957 wurde das Heckbusprogramm von MAN grundlegend erneuert. In einer leichteren Nutzlastklasse wurden die Typen 420 HOC 1 und 420 HOC 2 vorgestellt. Beide Typen unterschieden sich nur durch die Länge des Radstandes (HOC1 = 4.500 mm – HOC 2 = 5.600 mm). Auch bei diesen Modellen wurde das Problem der fehlenden Karosseriebaukapazität bei MAN auf die eigenständigen Karosseriebauer verlagert.


MAN 420 HOC 2 mit Aufbau von Drögmöller, Heilbronn

Beiden Modellen lag ein leichter, biege- und verwindungssteifer Rahmen zugrunde. Er war aus dünnwandigen und abgekanteten Stahlblechen geschweißt. Äußerlich sah er wie eine lange Tischplatte aus, weil das obere Rahmenblech gleichzeitig als Fußboden des Aufbaus diente. Innerhalb dieser Platte waren die Brems- und Schaltgestänge, der Kanal für die Motorraumbelüftung und für die Ansaugluft verlegt. Seitlich davon stand der Raum für das Gepäck zur Verfügung. Die Front mit Kühlergrill, Scheinwerfer und Markenzeichen wurde von MAN mitgeliefert. Das führte dazu, dass alle Busse, egal von welchem Aufbauer sie stammten, im Aufbau gleich aussahen. Für MAN ein wichtiges Element der Marken-Identifikation. Trotzdem wurde kein anderer Bus in dieser Zeit mit so vielen verschiedenen Aufbauten angeboten. Die Aufbauten reichten hierbei vom Stadtlinienbus bis zum 10reihigen Luxus-Fernreisebus.


Das Fahrgestell des MAN 420 HOC 1

Der Motor war im Heck stehend und längs der Fahrtrichtung eingebaut. Dabei war er leicht nach vorne geneigt, was keine Knicke im Antriebsstrang erforderlich machte. Er leistete 88 kW (120 PS) bei einem Hubraum von 8.276 ccm. Als Getriebe diente ein ZF 6-Gang-Allklauengetriebe vom Typ AK 6-55, dessen Vorwärtsgänge alle synchronisiert waren. Als Hinterachse war eine MAN-Starrachse mit spiralverzahntem Kegelradantrieb und Stirnradvorgelegen in den Seitenwandgehäusen eingebaut. Die Vorderachse war eine starre gekröpfte Faustachse. Als Federung wurden an beiden Achsen Blattfedern verwendet.


MAN 420 HOC 1 in Reisebusausführung

Waren es vorwiegend eigenständige Karosseriebauer die auf dem HOC-Fahrgestell ihre Karosserien aufbauten, so zeichnete sich auch hier ein gewisser Trend ab. Besonders die bayrischen Hersteller Hubertia und Trutz nahmen sich diesem Fahrgestell an. Aber auch Drögmöller, Steib und Vetter bauten auf dem HOC 1 und HOC 2 Fahrgestell ihre Busse auf.

Im Grund gab es 2 Varianten: Eine Reise- und eine Stadtbusvariante. Hierbei schwankte die Fahrgastkapazität im Reiseverkehr zwischen 34 bis 39 Sitzplätzen beim HOC 1 und 41 bis 47 Sitzplätzen beim HOC 2.

Im Stadt- und Linienverkehr schwankte sie von 20 – 28 Sitz- und 59 – 67 Stehplätzen beim HOC 1 und 34 – 42 Sitz- und 53 – 65 Stehplätzen beim HOC 2.


MAN 420 HOC 1 in Linienbusausführung

Doch bereits 1958 zeigte sich wieder eine Trendwende bei MAN ab. Mit Einführung des Typs 760 UO 1 und 760 UO 2 G ging man bei MAN wieder zum Bau von selbsttragenden Omnibussen über. Diese wurden dann auch komplett bei MAN gefertigt. Zwar lieferte man an weiterhin die Fahrgestelle der HOC-Serie an die Karosserieaufbauer, aber der Schwerpunkt wurde nun auf eigenständige Busse gelegt. 1963 wurde der Bau der Fahrgestelle 420 HOC 1 und 420 HOC 2 eingestellt.


MAN 420 HOC 2 als Überlandbus


Technische Daten - MAN 420 HOC 1 (Typenblatt)

Technische Daten - MAN 420 HOC 2 (Typenblatt)


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