Geschichte
RK-Wagen *
16.01.2008 - 00:00

RK-Wagen


Wenn man an die ersten Berliner Doppeldecker denkt, hat man eigentlich immer einen bestimmten Typ vor sich: den RK-Wagen. Die Buchstaben RK gehen dabei auf die Initialen des damaligen Direktors der ABOAG, Robert Kaufmann, zurück, der einen neuen Wagentyp bauen ließ.

Davor hatte man Doppeldecker, deren Fahrgestelle schwere Lastwagenfahrgestelle waren. Diese Fahrgestelle waren den besonderen Bedürfnissen des Omnibusses wenig bzw. gar nicht angepasst. Hinzu kam, dass häufige Konstruktionsänderungen durch die Hersteller zu einer lästigen und teuren Vergrößerung der Ersatzteillagerhaltung führten.

Aus den genannten Gründen hatte die ABOAG bereits im Jahre 1911 damit begonnen, die erforderlichen Karosserien im Eigenbau in der Zentralwerkstatt in der Cöpenicker Straße selbst herzustellen. Ab 1913 begann man auch mit der Herstellung von Fahrgestellen. Doch ein Problem blieb immer noch: Das Gewicht der Wagen. Die Aufbauten auf den Lkw-Fahrgestellen kamen mitunter auf Gewichte von über 6 Tonnen. Weil hierdurch die nicht asphaltierten Straßen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, drohte der Polizeipräsident damit, bestimmte Straßen für den Omnibusverkehr zu sperren.

Robert Kaufmann
1873 – 1943

So kam Robert Kaufmann auf die Idee, einen eigenen, auf die speziellen Bedürfnisse zugeschnittenen, Omnibus zu entwerfen und zu bauen. Angepeilt waren bei der Neukonstruktion eine Gewichtsersparnis von etwa 1.000 kg. So wurde das Fahrgestell aus eisenblecharmierten Eschenholz gebaut. Der Aufbau erfolgte in reiner Holzbauweise. Hierzu verwendete man das in der Zentralwerkstatt entwickelte Spantensystem mit dampfgebogenen Eschenholz. Am Ende brachte das fertige Fahrgestell 3.200 kg und der Aufbau 1.650 kg auf die Waage. Weil gewisse Änderungen ohne Gewichtszunahme nicht zu realisieren waren, betrug zum Schluss die Gewichtsersparnis nur 750 kg.


Der erste RK-Wagen

Neben dem Fahrzeug wurde auch der Motor in der Zentralwerkstatt selbst gebaut. Er hatte vier Zylinder und leistete 35 PS. Das Fahrzeug selbst war 8.600 mm lang, 2.190 mm breit und 3.800 mm hoch. Es bot 16 Sitzplätze unten und 20 Sitzplätze im Oberdeck. Dazu kamen 8 Stehplätze innen und 6 Stehplätze auf der Plattform. Das ergab eine Gesamtkapazität von 50 Fahrgästen. Der erste Wagen wurde dann am 28. Januar 1916 abgenommen und am Tag darauf eingesetzt. Durch den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel konnte der zweite Wagen erst im August des Jahres 1919 zugelassen und eingesetzt werden. Vorher hatte sich die ABOAG aber versichern lassen, dass dieser Bus nicht von der Heeresverwaltung eingezogen würde. Trotzdem wurden während des Krieges keine weiteren Fahrzeuge mehr gebaut. Die restlichen acht, der insgesamt zehn gebauten Fahrzeuge, wurden in den Jahren 1919 bis 1920 fertiggestellt. Diese Fahrzeuge dienten dann als Vorbild für eine erste größere Serie von 142 Omnibussen, die in den Jahren 1921 und 1922 gebaut wurden.

Die RK-Wagen blieben bis 1926 im Dienst und dann begann ihre Ausmusterung, die sich bis 1928 hinzog. Ein Fahrzeug blieb bis heute erhalten und befindet sich jetzt im Deutschen Technikmuseum Berlin, leider in einer Nebenhalle, die nicht immer zur Besichtigung offen steht. Hier ein kleines Video, das den Bus mal in Bewegung zeigt (Am Ende des Videos).




Ein Beweis dafür, wie beliebt diese Busse noch heute sind, zeigt die BVG. Drei dieser nostalgischen Fahrzeuge wurden inzwischen nachgebaut und fahren als “Zille-Express“für Stadtrundfahrten durch die Stadt.


Der Nachbau des RK-Wagen


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