Ehemalige Bushersteller
Walter Vetter - Fahrzeug- und Karosseriebau
29.11.2007 - 00:00


Walter Vetter - Fahrzeug- und Karosseriebau




1922 gründete in Bad Cannstatt Walter Vetter sen. eine Karosseriewerkstatt, in der er sich zunächst mit dem Aufbau von Pkw-Karosserien beschäftigte. Dies war erfolgreich, weil die Pkw-Hersteller zum Teil keine eigenen Aufbauten lieferten bzw. Sonderwünsche nur von solchen Karosseriefirmen erfüllt werden konnten.

Ca. Ende der dreißiger Jahre wurden bei Vetter dann auch Omnibusaufbauten hergestellt. Wie die anderen Karosserieaufbauer auch, baute Vetter auf Fahrgestellen verschiedener Hersteller.

Mitte der dreißiger Jahre wandte sich Vetter auch dem Bau von Stromlinienomnibussen zu. Zu diesem Zweck erwarb er eine Lizenz der Jaray´schen Patente. Der erste Omnibus der nach diesem Prinzip gebaut wurde, entstand auf einem Lo 3750-Fahrgestell von Mercedes. Angetrieben wurde der Bus von einem OM 67/3 der 100 PS leistete. Damit erreichte der Bus Spitzengeschwindigkeiten von 110 km/h.
Walter Vetter


Aufbau auf einem Krupp O 5 N von 1928


Der erste Bus in Stromlinienform von 1935

1936 verlegte Walter Vetter dann seinen Firmensitz nach Fellbach/Württemberg. Dort begann nun der Omnibusbau im größeren Umfang.


Büssing 400 T von 1938. Die Stilelemente bei diesem Bus fand man auch noch bei Bussen in den 50ger Jahren.

Nach dem zweiten Weltkrieg lief auch bei Vetter die Produktion langsam wieder an. Da die Fahrgestellhersteller inzwischen Linienbusse selbst vertrieben, beschränkte sich Walter Vetter auf den Bau von Reisebussen. Diese orientierten sich anfangs noch mit ihren Front- und Heckwölbungen an den Stil der 30ger Jahre, aber schon bald bekamen sie gerade Linien.


Fernreisebus auf Faun O 7 V von 1951

Neben Mercedes und Büssing fanden bei den Omnibussen von Vetter fast alle Fahrgestelle von deutschen Herstellern wie Faun, Henschel, Magirus-Deutz, Hanomag und MAN Verwendung. Als erster deutscher Hersteller baute Vetter Reisebusse und Stufenhochdecker auf dem neuen Fahrgestell O 317 von Mercedes.

Doch auch dem Mercedes O 321 H gab Walter Vetter ein gefälliges Äußeres. Von diesem Bus stellte Vetter mehrere Versionen auf die Räder. Anfangs noch alles stark gerundet zum Schluss die steilstehende Frontscheibe mit dem kantigen Dach.


Mercedes O 321 H von 1956. Viel Chrom, viel Glas und alles rund.


Mercedes O 321 H von 1963. Mit hoher Frontscheibe, geraden Seitenfenstern und Dachrandverglasung


Mercedes O 321 H von 1965. Mit kantigem Dach und schräggestellten Seitenholmen.

Inzwischen hatte Neoplan den ersten Doppeldecker vorgestellt. Das inspirierte Walter Vetter dazu, ebenfalls einen Doppeldecker für Stadtrundfahrten zu bauen. Er basierte auf einer Bodengruppe des Mercedes O 317 und erregte bei seiner Vorstellung auf der IAA 1965 großes Aufsehen.


Der erste Doppeldecker von Vetter 1965

Auf der Basis des Lkw-Fahrgestells LP 608 entstand 1967 ein weiterer Bus, den man in die Kategorie „Clubbus“ einordnen kann. Vetter verlegte den Motor ins Heck und bot den 26-Sitzer als 608 H an.


Vetter 608 H von 1969

Inzwischen hatte im deutschen Omnibusbau eine starke Konzentration stattgefunden. Das bedeutete, dass in Deutschland praktisch nur noch das Fahrgestell des Mercedes O 302 für Karosseriebauer zur Verfügung stand.


Mercedes O 302

Mit Erscheinen des O 303 war Vetter von Anfang an in der Lage, eine passende Karosserie anzubieten. Dabei waren fünf Variationen vorgesehen.
  • glattes Dach, normale Mercedes-Frontscheibe
  • Stufendach, normale Mercedes-Frontscheibe
  • glattes Dach, hohe Mercedes-Frontscheibe
  • Stufendach, hohe Mercedes-Frontscheibe
  • glattes Dach, eigene Frontscheibe.
Diese Einteilung wurde jedoch schon bald wieder geändert und zum Schluss gab es nur noch Typen mit glattem Dach und einheitlicher Vetter-Frontscheibe.


Ein Hochdecker auf Mercedes O 303-Bodengruppe von 1975

Wie anfangs schon erwähnt, baute Walter Vetter hauptsächlich Reisebusse. Doch es blieb nicht aus, dass der eine oder andere Linienbus die Werkshallen verließ. Meistens handelte es sich dabei um Sonderanfertigungen, deren Stückzahlen für die großen Hersteller unwirtschaftlich waren.

Etwas anders war es bei Gelenkbussen. Der erste Gelenkbus verließ bereits 1955 das Werk, aufgebaut auf einem Büssing 6500 T. Ihm folgten viele andere, die meisten dabei auf der Basis des O 317. Bis 1977 stammten die meisten Gelenkbusse auf Mercedes-Basis von Vetter. Das änderte sich, als Mercedes in diesem Jahr seinen O 305 G vorstellte. Damit brach bei Vetter auch die Produktion von Gelenkomnibussen ein und beschränkte sich auf wenige Exemplare, die als Eigenkonstruktion gebaut wurden.

1980 kam es zur Zusammenarbeit mit Scania. Über die französische Niederlassung erhielt Vetter den Auftrag, auf der Basis des BR 116 einen Luxus-Reisebus zu bauen. Dem folgte 1981 noch ein Reisegelenkbus auf Scania K 112 A. Beide Fahrzeuge fanden keinen reißenden Absatz.


Der Reisegelenkbus auf Scania K 112 A. Das Design erinnert auf den ersten Blick an die Baureihe 200 von Setra.

Neben dem O 305 G machte sich Mercedes ab 1979 auch noch im Hochdeckerbereich breit. Dazu kam eine schlechte Konjuktur und ein daraus resultierender Verdrängungswettbewerb. Nach Millionenverlusten musste 1983 Vergleich und die Omnibusproduktion am 31. März 1984 eingestellt werden. Der fünftgrößte Omnibushersteller verschwand vom Markt. Doch nicht so ganz. Das Reparaturwerk wurde aus der Vergleichsmasse herausgenommen und konnte im kleinen Rahmen weiterarbeiten. Heute beschäftig sich die Firma mit Reparaturen, Oldtimerrestaurationen und Anfertigen von Sonderfahrzeugen. Siehe auch http://www.wvetter.de


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