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Neoplan Jumbocruiser
05.09.2007 - 13:51

Neoplan Jumbocruiser
  • Der größte Reisebus der Welt
  • Maximale Kapazität 144 Personen


Bereits 1969, als die ersten Jumbos im Flugverkehr eingesetzt wurden, entstand bei Neoplan die Idee, auch bei den Reisebussen einen Straßenjumbo zu bauen. Auf der Basis des Doppeldeckers Skyliner entstand dann ein Reisebus, der die damalig zulässigen Höchstmaße von 18 m Länge, 2,50 m Breite und 4 m Höhe voll ausnutzte. 1975 wurde dieser Bus dann auf der IAA erstmals vorgestellt. Seine Typenbezeichnung lautete: N 138/4

Angetrieben wurde der Bus von einem Daimler-Benz OM 404, einem Zwölfzylinder V-Motor, der 440 PS bzw. über 500 PS mit Turbolader leistete. Bei der technischen Auslegung ging man von folgenden Voraussetzungen aus:
  1. Das Fahrzeug ist ein Gelenkbus-Doppeldecker,
  2. es verfügt über vier Achsen, davon 3 im Motorwagen und eine im Nachläufer,
  3. die Antriebsmaschine befindet sich im Heck des Motorwagens,
  4. der Aufsattelmechanismus befindet sich in Höhe des Zwischendecks über dem Motor.

Zum Einbau gelangte eine Schenk-Drehkreuzkupplung mit Elementen zur Zwangssteuerung der Nachlaufachse. Da ein Unterflurmotor zwischen den Achsen des Motorwagens nicht in Frage kam, blieb nur ein Einbau im Heck des Vorderwagens. Da hier aber normalerweise bei Gelenkbussen das Drehkreuz eingebaut ist, verfiel man bei Neoplan auf die Lösung, das Gelenk in Höhe des Zwischendecks einzubauen. Nebeneffekt dieser Lösung war, dass der Nachläufer extrem seitenstabilisiert wurde und somit Rollbewegungen zwischen Motorwagen und Nachläufer weitgehendst unterblieben.

Konzipiert war das Fahrzeug in erster Linie als Luxusbus für Fernreisen. Hierfür standen drei Ausführungen zur Auswahl:
  • 100 Sitzplätze ohne Fahrer und Begleiter bei 800 mm Sitzabstand, 15 cbm Kofferraum (2 cbm im Motorwagen, 11 cbm im Nachläufer und 2 cbm Garderobenkästen für Handgepäck), weiterhin Bar, Küche, Kühlschrank und Toilette,
  • das Nachläuferunterdeck wird ganz als Clubraum ausgebaut, mit Bordküche, Kühlschrank und Toilette,
  • mit 21 cbm ist das Nachläuferunterdeck komplett für Gepäck vorgesehen.



Bild oben: Fernreise-Luxusbus mit Bar, Küche, Kühlschrank und Toilette.

Bild rechts oben: Ausbau des Nachläuferunterdecks mit Clubraum, Bordküche, Kühlschrank und Toilette.

Bild rechts unten: Das gesamte Nachläuferuntergeschoß als Gepäckraum.


Vollbestuhlung des Busses. Bei einem Sitzabstand von 700 mm ergibt das 144 Sitzplätze.

Bei den verschiedenen Versuchsfahrten stellte der Bus seine Wendigkeit unter Beweis. Trotz seiner Länge von 18 m betrug der Wendekreis nur 24 m. Sein horizontaler und vertikaler Knickwinkel war so ausgelegt, dass auch größere Bodenwellen problemlos gemeistert werden konnten.




Gebaut wurde der Bus in den Jahren 1975 bis 1986. In diesem Zeitraum wurden ca. 10 dieser Busse gefertigt. 1992 kam noch eine Einzelanfertigung hinzu. Im Einzelnen erhielten folgende Firmen einen Jumbocruiser:
  1. Globus-Reisen – Köln (1975)
  2. TRD-Reisen – Dortmund (1976)
  3. Hallo-Reisen – Essen (1976)
  4. TRD-Reisen – Dortmund (1977)
  5. Fa. Mundstock – Peine (1977)
  6. Car-O-Tel
  7. Hallo-Reisen – Essen
  8. Sola Ruten – Norwegen
  9. Chuo Kotsu – Japan
  10. TRD-Reisen – Dortmund
  11. Best Tours

Ein besonderer Bus war das Fahrzeug, welches an Car-O-Tel geliefert wurde. Hier war der Jumbocruiser zu einem 4-Sterne-Luxushotel für 16 bis 20 Passagiere ausgebaut worden.


Der Neoplan Jumbocruiser CAR-O-TEL

Neben den üblichen „Standardmaßen“ eines Jumbocruiser (L=12m, B=2,50, H=4 m) verfügte der Bus zusätzlich über einen Wassertank mit 740 l und einen Boiler mit 200 l. Dazu kamen Notstromaggregat, Klimaanlage und das elektrische Bordnetz mit 220 und 24 Volt. Die Wohnfläche betrug 90 Quadratmeter. Angetrieben wurde der Bus von einem Daimler-Benz OM 403 mit 235 kW (320 PS). Als Getriebe war das ZF S 6-90 mit GV 90 eingebaut.

Den Passagieren bot der Bus ein Optimum an Komfort und Luxus. Die 8 Doppelkabinen waren mit Dusche/WC, Klimaanlage, Radio, TV und Telefon ausgestattet. Dazu kamen eine geräumige Bar, sowie ein großzügiger Gesellschaftsraum.


Großbild
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Fahrerkabine
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Kabine für die Besatzung
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Luxuskabine im Unterdeck
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Standardkabine
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Bad- und Unterhaltungsraum
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Standard-Oberdeck-Kabine
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Gesellschaftsraum mit 12 Schlafsesseln
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Versorgungstrakt
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Übergang nach hinten
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Hydraulisch zwangsgelenkte Nachläuferachse
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Luxus-Oberdeck-Kabine


Die meisten Busse wurden in den siebziger Jahren für Touren nach Spanien oder Italien eingesetzt. Nachdem Frankreich und auch andere Länder ein Durchfahrtsverbot für Reisegelenkomnibusse erlassen hatten, war diesen Bussen quasi ihr Hauptverwendungszweck entzogen worden. Dadurch sank die Nachfrage schlagartig gegen Null und die Produktion dieses Busses wurde eingestellt.


Fotos:
Neoplan


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