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  Alternative Antriebe in Omnibussen der Daimler AG - Teil I
Sonstiges   Alternative Antriebe in Omnibussen der Daimler AG - Teil I
23.12.2008 von admin


Nach dem Zweiten Weltkrieg: Ein Großauftrag aus Argentinien

Die Entscheidung, sich nach dem Krieg erneut wieder dem O-Bus zuzuwenden, steht im Zusammenhang mit einer Ausschreibung aus Argentinien. Im August 1951 legt Daimler-Benz ein Angebot vor, ausgehend von dem zu Beginn des Jahres vorgestellten Nachkriegsmodell O 6600 H, einem elf Meter langen Frontlenker mit Heckmotor, der 38 Fahrgästen sitzend und weiteren 52 stehend Platz bietet. Damals steht noch nicht fest, ob BBC, Siemens-Schuckert oder AEG die elektrische Anlage beisteuert. Statt von Fahrdraht-Bus spricht man nun von Trolley, obwohl die Stangentaxis längst davon abgekommen sind, ein Kontaktwägelchen hinter sich her zu ziehen.

Im Februar 1952 fällt die Entscheidung: Genau die Hälfte des ausgeschriebenen Volumens von 700 Bussen geht an Daimler-Benz, die andere Hälfte teilen sich Henschel und MAN. Bei einem zugrunde gelegten Stückpreis von 26 300 Dollar pro Fahrzeug bedeutet dies einen Gesamtumsatz von mehr als zehn Millionen Dollar. Damit ist Daimler-Benz auf einen Schlag der größte Exporteur von Trolleybussen und der O 6600 T der meistverkaufte deutsche Trolleybus der fünfziger Jahre. Vereinbart ist eine Lieferung in 14 Raten, deren erste bereits Ende Mai 1952 das Werk verlässt, während die letzte bis Ende Juli 1953 in Buenos Aires angekommen sein soll.

Kiepe erhält schließlich den Zuschlag für die elektrische Anlage. Während sich die ersten 50 Trolleys bereits auf dem Weg nach Buenos Aires befinden, testet das Gaggenauer Werk vom 23. Juni bis 10.September 1952 im Baden-Badener O-Bus-Netz den O 6600 T auf Herz und Nieren. Nach 7626 Fahrdraht-Kilometern gelangt der Versuchsleiter zu dem beruhigenden Ergebnis: „Die elektrische Anlage hat im allgemeinen zur Zufriedenheit gearbeitet.“


Mercedes-Benz O 6600 T für Argentinien - 1952

Damit ist es mit dem O-Bus-Geschäft fast schon wieder vorbei. Zwar interessieren sich Wiesbaden, Pforzheim, Heilbronn und Baden-Baden für den Trolley. Doch außer acht Exemplaren für Offenbach geht von der deutschen Ausführung O 6600 T2 nur eine Hand voll in weitere Städte. Mitte der fünfziger Jahre hat die O-Bus-Euphorie ihren Höhepunkt bereits überschritten. Viele der Linien in den 68 deutschen Städten, die damals Trolleybusse einsetzen, sind zu kurz, um zwischen Straßenbahnlinien und Busnetzen ein ausreichendes Marktsegment zu besetzen. Trotz unbestreitbarer Vorzüge – geräuscharmer, abgasfreier Betrieb, bessere Traktion am Berg – gerät der O-Bus gegenüber dem Diesel in einen Wettbewerbsnachteil, den er bis heute nicht hat aufholen können.

Während jedoch die Hersteller den elektrischen Antrieb nach und nach aufgeben und eine Stadt nach der anderen ihre Trolleybuslinien einstellt, beginnt Daimler-Benz Ende der sechziger Jahre nach neuen Lösungen Ausschau zu halten.


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