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  Vom Landauer zum Bus mit Niederrahmen: Personentransport 1885 bis 1926
Geschichte   Vom Landauer zum Bus mit Niederrahmen: Personentransport 1885 bis 1926
22.06.2010 von admin

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Vom Landauer zum Bus mit Niederrahmen: Personentransport 1885 bis 1926
  • Bereits 1895 baut Benz seinen ersten Bus
  • Spät erst emanzipiert sich der Bus vom Lkw
  • Erste Omnibusse mit speziellem Rahmen kommen 1925


Modell des 1. Motoromnibusses

Als Gottlieb Daimler im Jahr 1900 stirbt, hat sich Carl Benz in Mannheim zeitgleich, aber auf ganz anderen Wegen dem Nutzfahrzeug genähert. Er konzentriert sich auf Omnibusse und das, was man heute „Transporter” nennen würde. „Combinations-Lieferungs-Wagen“ heißen die ersten Benz’schen Flitzer von 1896 im zeitgenössischen Jargon.

Bereits zwei Jahre früher hat Carl Benz gar schon einen ersten Omnibus gebaut. Seit 1884 bietet er seine Motorwagen wahlweise auch als Landauer an: Kutschen für maximal acht Personen, die entweder ein Klappverdeck oder ein verglastes Oberteil mit festem Dach besitzen. Vor allem Hotels bedienen sich dieser Landauer, um ihre Gäste vom Bahnhof abzuholen oder sie zum Zug zu bringen. Die Initialzündung für einen ersten motorisierten Linienverkehr stammt von den Stadtvätern der siegerländischen Städtchen Netphen und Siegen, die ihre beiden Provinzorte mit einer Omnibuslinie zu verbinden gedachten. Sie erteilen Benz den Auftrag, zwei motorgetriebene Busse zu bauen.

Auf Landauer-Basis konzipiert Carl Benz einen kutschenartigen Wagen mit geschlossenem Fahrgastraum (acht Sitze), aber offener Fahrerbank (für zwei Fahrer). Wiederum im Heck ist der fünf PS starke Einzylinder mit 2,65 Liter Hubraum zu finden, der die Hinterräder per Kette antreibt und den Wagen auf maximal 20 km/h beschleunigt.

Den ersten dieser beiden Überlandbusse liefert Benz am 12. März 1895, den zweiten am 29. März des gleichen Jahres zum Preis von jeweils 6000 Goldmark. Zur Bewältigung ihrer 15 Kilometer langen Strecke Siegen – Netphen – Deutz, die fünf Haltestellen und 80 Meter Höhenunterschied parat hält, brauchen die Busse eine Stunde und 20 Minuten. Es erwies sich aber schnell, dass die grazilen Vollgummireifen dieser Fahrzeuge vor allem bei Nässe heftig mit den tiefen Fahrspuren zu kämpfen hatten, die von schweren Pferdefuhrwerken herrührten. Die Umrüstung auf breite Eisenreifen verbesserte zwar die Spurführung, führte aber zu starker Beeinträchtigung der Straßenhaftung. Mängel der Instandhaltung, mühsame Ersatzteilbeschaffung sowie unzureichende Schulung der Fahrer trübten den Spaß an der neuen Buslinie obendrein.

So kommt es, dass diese Käufer ihre beiden Busse im folgenden Winter schon wieder an Carl Benz zurückgeben und den Verkehr schnell wieder einstellen. Doch gebührt ihnen zweifelsohne das Verdienst, die erste Omnibus-Linie in Deutschland auf die Räder gestellt zu haben. In England und Frankreich gab es zu dieser Zeit solche Linienverkehre bereits länger, doch bedienten sie sich dampfgetriebener Gefährte.


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